Aus der Geschichte der Pfarrei: Der neue Turm von St. Gallus wird 150 Jahre alt

Donnerstag 2. Dezember 2021 , Wurmlingen

Glockenturm von St. Gallus aus Norden gesehen

Aus der Geschichte der Pfarrei: Der neue Turm von St. Gallus schaut seit genau 150 Jahren auf die Wurmlinger - oder, bestickte „Sacktücher“ waren 1871 noch ein wertvolles Geschenk.

Als 1782 die Wurmlinger St. Gallus-Kirche gebaut wurde, erhielt der alte Glockenturm von 1499 nur eine unwesentliche Veränderung. Bereits wenig später entbrannte deshalb unter den „Fachleuten“ ein kleiner Streit, weil Kirche und Turm nun stilmäßig nicht zu einander passten. Das gemeine Volk ärgerte sich eher darüber, dass man nicht von überall die Uhr ablesen konnte und der Glockenklang nur eine begrenzte Reichweite hatte. Der Turm war einfach für das größer werdende Wurmlingen zu niedrig. Aber erst 1868 hatte der Stiftungsrat die finanziellen Mittel, die für die Erhöhung notwendig waren: Felder wurden verkauft, vermehrt Holz im Pfarrwald geschlagen und Kredite aufgenommen.  Im Sommer 1870 wurde begonnen, den Glockenturm mit Bärenthaler Tuffsteinen zu erhöhen. Vorab gab es wieder eine größere Diskussion über den passenden Baustil. Den fachmännischen Empfehlungen von Kirchenhistoriker Prof. Karl Josef Hefele aus Tübingen wurde letztlich gefolgt. Nachdem Kirche und Turm im Oktober verputzt waren, bekam der Stiftungsrat im Dezember 1871 die Rechnung präsentiert: Die Erhöhung auf nunmehr knappe 55m über dem Grund des Faulenbachtales kostete 10200 Gulden. Das entspricht etwa in der heutigen Zeit 100 000 Euro.

Eine kleine Anekdote ist uns in der Pfarrchronik überliefert: Nachdem sechs Arbeiter in ihrer gefährlichen Mission den feuervergoldeten Turmknopf mit dem Kreuz auf der Spitze angebracht hatten erhielten sie, nachdem sie sicheres Terrain erreichten, vom Sonnenwirt eine „Extrazehrung“ und von Pfarrer Ruckgaber jeweils ein besticktes „Sacktuch“.

Text und Bild: hpp

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